Klimakrise auf die Agenda
Von Thomas Berger
Die Zahl derer, die offen den Klimawandel leugnen, mag auch in Australien inzwischen deutlich abgenommen haben. Dass sich das konservative politische Lager aber immer noch teilweise schwertut, das Problem in seiner ganzen Dimension zumindest offiziell anzuerkennen, zeigte in der Endphase des Wahlkampfes bei einer ABC-Gesprächsrunde Oppositionsführer Peter Dutton. Das müsse die Wissenschaft sagen, ihm fehle da die Grundlage, mogelte er sich um eine eindeutige Aussage herum.
Zuhauf gab es umgehend Kritik. »Ich kann nicht glauben, dass wir 2025 noch immer diese Diskussion haben. Es scheint fast, als wolle Mr. Dutton den sogenannten Klimakrieg wiederaufleben lassen«, spielte Sarah Perkins-Kirkpatrick von der Australien National University auf den Grundsatzstreit aus früheren Zeiten an. Dabei könne doch jeder mit eigenen Augen sehen, dass Australien schon jetzt mehr Extremwetterereignisse und direkte Folgen erlebe als je zuvor. »Die Wissenschaft dazu steht«, appellierte sie an den Oppositionsführer, sich dann eben zum Ernst der Lage auszutauschen.
»Es war wirklich enttäuschend, Mr. Dutton mit Sätzen zu hören, die wir als weichgespülte Leugnung des Klimawandels vernehmen«, sagte auch Elly Baxter vom Climate Action Network Australia, das rund 160 NGOs landesweit unter seinem Dach vereint. Die Herausforderung habe, was in Wahlkampfzeiten gerade ein Thema sein müsste, Auswirkungen auf die Lebenshaltungskosten der Bürger, die nationale Sicherheit und Migration, erinnerte sie gegenüber ABC. Dutton will zwar auch eine tendenzielle Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger, setzt aber expliziter als andere konservative Spitzenpolitiker darauf, die Versorgungslücke mit Miniatomreaktoren zu schließen. Auffallend sei, hieß es in jüngsten Medienberichten, dass er im Wahlkampf aber einen großen Bogen um jene Orte gemacht habe, die er als potentielle Standorte dafür auserkoren hat.
Premier Anthony Albanese hatte in der ersten Aprilhälfte verkündet, im Falle eines Weiterregierens seiner Sozialdemokraten den Weltklimagipfel 2026 im Bündnis mit den pazifischen Nachbarstaaten als Gastgeber ins südaustralische Adelaide holen zu wollen. Dahinter steckt zwar vor allem Symbolpolitik. Doch zumindest haben der Regierungschef und sein Kabinett den erklärten Willen, das lange Zeit hinterherhinkende Australien nun weiter auf Kurs zu halten und Versäumtes in Sachen Klimaschutzanstrengungen aufzuholen. Bei der Solarnutzung etwa, insbesondere im privaten Bereich, hat das Land zuletzt einen regelrechten Quantensprung hingelegt – laut dem aktuellen Zweijahresbericht des Clean Energy Council von Mitte März sind allein 2024 weitere 300.000 Solaranlagen auf Privatdächern installiert worden. Die landesweite Gesamtzahl stieg damit auf über vier Millionen. Ihr Beitrag zur nationalen Stromerzeugung liege nun bei 12,4 Prozent, fast eine Verdopplung gegenüber 2020 (6,5 Prozent). Auch immer mehr Stromspeicher würden inzwischen installiert.
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